Apenburg

Von Paul Meitz, Binde im November 1997

(Rotbraun eingefärbte Textlinks führen Sie zu den Abbildungen)

Die Apenburger Feldsteinkirche  ist um 1350 als mittelalterliche Stadtkirche errichtet worden. Wie die alte Apenburger Kirche einmal ausgesehen hat, ist nicht überliefert.Die jetztige wurde erst um 1350 als mittelalterliche Stadtkirche erbaut. Kein geringerer als Johannes der Täufer wurde zu ihrem Kirchenpatron gewählt. Die Umbauten der folgenden Jahrhunderte lassen ihre ursprüngliche Form nur erahnen. Bereits um 1500 wurden die heute noch vorhandenen großen Fenster in die Wand des Kirchenschiffes gebrochen.

Der Fachwerkturm  wurde erst im Jahr 1820 erbaut
Die größten Veränderungen erhielt die Kirche aber im Jahre 1820. Der Fachwerkturm, der erst im Jahre 1996 renoviert wurde und der Außeneingang  zur Empore entstanden
Rechts und links des Haupteinganges fällt der Blick auf große Grabplatten, die an der Wand des Kirchenschiffes verankert sind. Neben Stadtvätern, die zu ihren Lebzeiten die Geschicke der damaligen Stadt Apenburg bestimmten, befindet sich auch „Das Denkmal des Rechtschaffenden“. Es ist dem Schulenburgischen Gesamtrichter Nicolai Schultzens (1671-1731) gewidmet.(Anmerkung A.S.: linke Platte) Einer Ausnahmeerscheinung der damaligen Zeit. So liest man auf seiner Grablatte unter anderem: Seine Gottesfurcht war inniglich und ungeheuchelt. Einem gerechten Richter und Advokaten sind mit des gerechten Vorsprache die Werke überallgerecht geraten.

Wappen verrät die Patronatsfamilie
Betritt man die Kirche durch den Turmeingang, so fällt der Blick unweigerlich auf das Sakramentshäuschen, links neben der Tür. Es besteht aus einer steinernen Säule. Sein Hostienraum ist mit einer eichenen Tür verschlossen. Auf dem Wappen unterhalb dieser Tür erkennt man die Schulenburgschen Greifenfüße. Sie erinnern nicht nur daran, daß die Apenburger Kirche lange Zeit unter dem Patronat der Adelsfamilie von der Schulenburg stand, sondern geben greichzeitig auch Auskunft über dessen Spender.
Bis zur Reformation befand sich das Sakramentshäuschen neben dem Altar. Es diente der Aufbewahrung der geweihten Hostie. In der Antike, außerhalb des Christentums, bezeichnete man noch das Opfertum mit dem Wort Hostie. Das Christentum übernahm später diese Bezeichnung für die beim Abendmahl gereichten geweihten Brotteile oder Obladen, aus ungesäuerten Weizenmehl und Wasser hergestellte, dünne runde Scheiben.
Während die evangelische Kirche mit der Taufe und dem Abendmahl nur zwei Sakramente kennt, gibt es in der katholischen Kirche derer sieben. Es sind die Taufe, Firmung, Buße, Ehe, Priesterweihe, Letzte Ölung und die Eucharistie, das nach der katholischen Lehre als Dankopfer dargebrachte heilige Abendmahl.

Der Innenraum  spiegelt Vergänglichkeit der Macht wider
Der Innenraum der Apenburger Kirche, über Jahrhunderte immer wieder neu gestaltet, präsentiert sich heute dem Besucher in einer barocken Ausstattung. Das einstige Patronat der Adelsfamilie von der Schulenburg ist mit deren Ahnentafeln an der Längswand des Kirchenschiffes noch gegenwärtig.
Doch auch an anderen Stellen der Innenausstattung stößt man auf ihren Namen. Da ist zum Beispiel der kelchartige Taufstein. Er trägt neben Heiligenfiguren nicht nur Schulenburger Wappen, sondern seine Inschrift weist darauf hin, daß er im Jahre 1615 von Dietrich und Katharine von der Schulenburg der Apenburger Kirche gestiftet wurde.
Gleich hinter dem Taufstein entdeckt man eine große, aus Eichenbohlen bestehende Falltür. Sie führt zu einer Krypta, deren äußerer Zugang schon vor Jahren geschlossen wurde. Der unterirdische Raum ist leer. Es deutet auch nichts darauf hin, dass er in früheren Jahren als Begräbnisstätte genutzt wurde. Als was seine Erbauer ihn einmal vorgesehen hatten, ist nicht überliefert.
Der barocke Altar zeigt in seinem zweistufigen Aufsatz ein im Jahre 1610 entstandenes Gemälde mit dem Motiv Christus im Weinberg und darüber die Himmelfahrt Christi.
Vom Altar in Richtung Innenraum fällt der Blick nicht nur auf die schmiedeeisernen Scharniere und Verschlüsse des alten Kirchengestühls, sondern auch auf die sich über die ganze Turmwand erstreckende Empore. Die Zitate aus der Bibel, die sich in den Emporefeldern befinden, lassen die Augen verweilen. Dabei fällt der Blick auch unweigerlich auf die Balkenköpfe mit ihren Figuren.
Häßliche, dämonenartige Gesichter schauen auf den Besucher herab. Sehen können sie ihn aber nicht, denn ihre Augen sind nach oben verdreht.
Warum ? fragt sich jeder unwillkürlich. Apenburgs Pastor Reinhard Flach kennt die Bedeutung. „Es handelt sich hierbei um die Abbildung von Dämonen, die ihre Augen nur deshalb verdrehen, damit sie nicht auf das Kreuz am Altar sehen müssen“, ist seine Antwort.

Barocke Kanzel zeigt die vier Evangelisten
Eine Augenweide ist die wie ein Schwalbennest an der Kirchenwand hängende barocke Kanzel. Die vier Evangelisten MatthäusMarcus, Lucas und Johannes sind darauf von einem unbekannten Künstler als Plastiken dargestellt.
Da kann man mit Fug und Recht sagen, die Apenburger Feldsteinkirche ist voller Sehenswertem. Das Gotteshaus ist aber kein Museum, sondern eine Stätte der Besinnlichkeit, die wie kaum eine andere in der Altmark das Werden und Vergehen irdischer Macht vielfach widerspiegelt.

 


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

Diese Seiten wurden von mir im Dezember 2001 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

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Zum Tod Gustav Tiedemann ehem. Pastor von Apenburg 1938-1973


Die alte Glocke mit den Münzabdrücken (Brakteaten)

Die mittelalterliche Geschichte von Apenburg (v. A. Eberhagen), zur Kirchengeschichte Apenburgs (v. G. Schröder)
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zuständiger Pastor: Andreas Henke, Hinterstr.14 , 38486 Apenburg Telefon: 039001-277

 

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